Krakaufahrt 2020
Gegen das Vergessen
Unsere Krakaureise unter dem Thema: „Gegen das Vergessen. Die Geschichte der Juden in Polen“ geht langsam dem Ende zu. Wir sind auf dem Weg nach Trappenkamp. Von der ersten Idee den Schülern und Schülerinnen so eine Fahrt zu ermöglichen bis heute ist etwa ein Jahr vergangen. Dieses Jahr war gefüllt mit Reiseplanungen und dem Stellen von Förderanträgen. Ein wesentlicher Bestandteil waren auch zwei intensive Vorbereitungstage mit unseren sehr motivierten Schülern und Schülerinnen. Die Fahrt selbst erfüllte unsere Erwartungen absolut. Wir hatten sehr erschütternde und emotionale Momente verbunden mit der Erfahrung, dass Bilder aus Büchern bei weitem nicht die gleiche Intensität wie die Erfahrung vor Ort bieten, auch wenn dort häufig Bilder das Grauen vermitteln. Absoluter Höhepunkt war die Zeitzeugin Rena Rach, deren Erzählungen uns emotional sehr forderten. Es war beeindruckend, als sie sagte, dass sie Deutschland gern besucht und die Deutschen mag. Eine beeindruckende Aussage einer Frau, die bis auf ihre Eltern ihre gesamte Großfamilie durch die Nazis verloren hat. Für uns als Kolleginnen kam im Anschluss an dieses Highlight die Bestätigung, dass die Idee für diese Fahrt genau richtig war. Die Schüler und Schülerinnen bedankten sich noch aufgewühlt von dem vorher Gehörten sehr emotional bei uns.
Wir möchten uns bei allen bedanken, die diese Fahrt unterstützt haben.
Danke an:
die Bethe Stiftung,
Holsteins Herz e.V.,
den Förderverein der RHS Trappenkamp
und last but not least unseren Schulträger, die Gemeinde Trappenkamp.
Besuch der Emailliefabrik von Oskar Schindler.
Am 06.02 sind wir nach dem Frühstück zu der Emailliefabrik von Oskar Schindler gefahren, durch die wir eine Führung gemacht haben. Während der Führung ging es um das Leben der Juden unter der Herrschaft Hitlers und den Einfluss Oskar Schindlers. Etwas schade war es, dass die Schindler Fabrik nicht mehr im Originalzustand war, da nach dem Krieg eine andere Firma die Fabrik übernommen und diese umgebaut hat. Nach der informativen Führung hatten wir etwas Freizeit und trafen uns danach beim Jüdischen Museum „Galicia“. Dort hatten wir eine kleine Einführung in der uns durch Fotos näher gebracht wurde, wie mit dem jüdischen Erbe in Polen umgegangen wird. Danach hatten wir ein emotionales Gespräch mit der Zeitzeugin Rena Rach. Sie erzählte uns mithilfe einer Übersetzerin ihre Lebensgeschichte, woraufhin wir ihr Fragen stellen konnten. Das Gespräch hat mich persönlich sehr nachdenklich gemacht und auch mitgenommen, da einfache Texte in Museen einen nicht so mit einer emotionalen Wucht treffen, als wenn man einer Person, die den Holocaust überlebt hat, gegenübersitzt. Außerdem stimmt es einen traurig zu hören, wie ihr die gesamte Familie von den Nazis genommen wurde. Nach dem Gespräch rief sie noch einmal dazu auf, dass wir alle ihre Geschichte weitererzählen sollen um zu verhindern, dass so etwas schreckliches nicht noch einmal passiert.
Daraufhin verabschiedeten wir uns und sahen uns die restliche Ausstellung im Museum an. Im Anschluss durften wir Krakau in kleinen Gruppen weiter erkunden.
Dieser Tag war für uns der Höhepunkt der Fahrt und wird uns noch lange in Gedanken begleiten, da es so einmalig ist eine Zeitzeugin zu treffen. Wir bedanken uns daher noch einmal im Namen der Gruppe bei unseren Lehren, die uns diese tolle und einmalige Fahrt ermöglicht haben.
Von Hanno und Lia
Bildquelle: (imago/Pacific Press Agency/Dominic Dudley)
Wir alle haben uns schon einmal gefragt…
Wir alle haben uns schon einmal gefragt, was wir getan hätten, wenn wir in der NS Zeit geboren wären.
Hätte sich die Menschlichkeit durchgesetzt, oder wären wir auch der Nazi-Propaganda und dem Hass verfallen?
Hätten wir uns der NSDAP angeschlossen, oder Widerstand geleistet?
Diese Frage kann ich nicht beantworten und ich möchte sie auch nicht beantworten können. Dazu müssten wir wieder in eine Situation kommen, in der eine rassistische, menschenverachtende Partei an die Macht kommt und anfängt unsere Demokratie zu untergraben.
Das müsste eine Partei sein, von der Sätze wie “Wir werden sie jagen” kommen, die das Holocaust Mahnmal als“Denkmal der Schande” bezeichnet und eine Partei, dessen Vorsitzender den Nationalsozialismus als “Vogelschiss” in der deutschen Geschichte bezeichnet.
So eine Partei gibt es leider.
Eine Partei, die in Thüringen ganz offen einen Faschisten an der Parteispitze hat, dessen Anhänger ihn vergöttern.
Eine Partei, die meines Ermessens das klare Ziel verfolgt die demokratische Ordnung zu stürzen.
Eine Partei, die nicht davor zurückschreckt, die Forderung aufzustellen, auf flüchtende Menschen zu schießen.
Was hättest du damals gemacht in der NS-Zeit? Hättest du versucht mit aller Macht die Demokratie und die Menschlichkeit zu bewahren?
Oder würdest du mit den Faschisten gemeinsam einen Ministerpräsidenten stützen?
“Heute heißt es mehr Demokratie und weniger Parteibuch wagen!”
~ Bodo Ramelow
vor der Wahl!
Von Lennart Stahl
Tag 3
Der Tag begann für uns wieder um 7:30 mit einem Frühstück. Im Anschluss um 8:30 brachte uns der Bus zu einem Workshop, bei welchem wir uns mit den Menschenversuchen von Josef Mengele, Carl Clauberg und anderen beschäftigten. Frauen, Männer und Kinder wurden von den Ärzten für ihre Experimente missbraucht, bei welchen sie oftmals große Schmerzen erlitten und starben.
Wir waren fassungslos darüber, mit welchen Hintergedanken und zu welchem Zweck die Versuche durchgeführt wurden.
Nach einer Mittagspause machten wir uns auf den Weg nach Auschwitz-Birkenau. Hier wurden wir wieder mit einem Guide über das Gelände geführt. Da wir am Vortag im Stammlager Auschwitz schon die provisorische Gaskammer und das Krematorium gesehen haben, bei welchen für einige ein sehr bedrückendes Gefühl entstand, hatte man die Befürchtung, dass dieses sich in Auschwitz Birkenau nochmal verstärkt. Dadurch, dass die Gaskammern und Krematorien allerdings nur noch in Ruinen erhalten sind, konnten wir uns nur vorstellen, wie diese von innen aussahen. Unbehagen wurde dennoch empfunden, als wir auf dem Weg zu den Ruinen waren, da wir auf vielen Fotos bereits gesehen haben, wie Menschen hier auf dem Weg zu den Gaskammern waren.
“Es hat sich so angefühlt, als könnte ich sehen, wie die Menschen in ihren Tod gegangen sind.”
Auch haben wir auf dem Gelände die Schlaf- und Waschräume der Häftlinge besichtigt. Es war erschreckend zu sehen, unter welchen Voraussetzungen die Menschen hier leben mussten. Besonders in Erinnerung geblieben sind die Schlafräume der Kinder, da man sich nicht vorstellen will, wie diese dort leben mussten.
Für viele von uns war der Tag sehr bedrückend, jedoch sind wir uns sicher, dass es wichtig war, das Gelände zu besichtigen und sich dessen bewusst zu machen, was dort geschehen ist. Geschockt waren einige von uns dementsprechend, als uns auf dem Rückweg die Nachrichten zur Ministerpräsidentenwahl in Thüringen erreicht haben, welcher mit Hilfe der AfD und dem Faschisten Höcke gewählt wurde.
Dazu hat Lennart eine Stellungnahme verfasst, die wir auch hier in den Blog stellen.
Aus aktuellem Anlass: Eine Stellungnahme von Renate Holfter, Schulleiterin der Richard-Hallmann-Schule Trappenkamp.
atilla.kocer Aktuelles, Krakaufahrt 2020
Wir haben heute das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau besucht, einen Ort, an dem mehr als eine Million Menschen durch Nazis umgebracht wurden. Wir standen an den Überresten der Gaskammern .
Auf dem Rückweg erreicht uns die Nachricht der Ministerpräsidentenwahl in Thüringen. Fassungslosigkeit macht sich breit. Wie kann es sein, dass sich ein Kandidat einer demokratischen Partei in Deutschland durch eine Partei, deren führende Vertreter die NS-Zeit als “Fliegenschiss” bezeichnen, ins Amt hieven lässt???
Renate Holfter
Schulleiterin